Selbstbau von Bootswägen

In den Erörterungen, wie ein Bootswagen zu sein hat, kommen im Gespräch mit alterfahrenen Nutzern und Neu – Käufern verschiedene Gebrauchsklassen zustande. Wir sprechen hier von Bootswägen auf denen Faltboote in auf – oder abgebautem Zustand in verschiedener Qualität und Quantität befördert werden.

5. Der Bootswagen soll nur 50m zur Wasserkante benutzt werden, Das Boot ist leer und nach einer Stunde ist man ja wieder zum Startpunkt zurück. Der asphaltierte Weg ist eben und hat keine Barrieren. Der Wagen bleibt am Ufer liegen.


Schaubild 1: Familie mit Bootswagen und Boot auf dem Weg zur Wasserkante. Öfters werden Straßen mit Verkehr genommen. Kinder sollen “mitschieben” helfen, um am Boot zu bleiben. Sie können vor lauter Aufregung und umherspringen “unter die Räder kommen”

4. Der Bootswagen geht nur auf halb- und Ganztagstouren mit. Das Boot beinhaltet nur die Brotzeit und die Wechselkleidung. Bei den Umtragen fährt dieser über Asphalt, Kopfsteinpflaster und Kiesufern. Selten sind Stufen dabei. Der Bootswagen muss mit an Bord.

3. Der Bootswagen trägt das zerlegte Faltboot in den ÖNV. Er wird hochbeladen in Aufzüge der Bahnhöfe gestellt. Er muss über Treppenstufen hüpfen wenn der Aufzug überfüllt oder defekt ist. Dabei ist auch noch ein Zelt, ein Schlafsack / Isomatte und das Kochgeschirr. Zum Glück gibt es vor Ort Einkaufsläden und offizielle Stege. Die Hänge sind unbefestigt, rutschig und steil. Glitschige, große Wackersteine und brandende Wellen erschweren ein ruhiges Einsteigen an der Wasserkante.


Schaubild 2: Bilden Bootswagen und Eigner eine gerade Achse, ist der Wagen schief drunter. Nur so fährt das Boot dahin wo man hinschiebt. Wer das nicht schafft, sollte “ziehen” versuchen

2. Der Bootswagen muss selber komplett zerlegt werden weil er mit dem Faltboot in das Flugzeug gehen muss. Er sollte am besten nichts wiegen und muss aber dasselbe können wie der Bootswagen Klasse 4.

1. Der Bootswagen nimmt zum oppulenten Faltboot eine ebenso große Menge an Gepäck aller Art auf sich und wiegt über 40 kg in seiner Gesamtheit. Er muss über Granitfelsblöcken ohne Weg und durch z.T. dorniges Gestrüpp 4 Wochen halten und darf keinen techn. Defekt haben! Sicher kann der Eigener immer wieder das Gepäck abnehmen und einzeln den Hang hinauftragen. Trotzdem muss der Wagen derbe Schläge auf Reifen, Achse und Aufhängung erdulden. Steinschlag bei der WW – Abfahrt am Gestänge aushalten können. Der Bootswagen findet aufgrund seiner Größe keinen Platz unter Deck und droht immer wieder auf Deck verloren zu gehen, bzw. gewaltsam irgendwo hängen zu bleiben. Der Bootswagen dar den Eigner nicht am Sitzen hindern und sollte bei einer Kenterung keine Blockade des Ausstieges darstellen.


Schaubild 3: Bootswägen müssen auch Spalten von Bahn und Bahnsteigkante oder engen Wagontreppen aushalten können ohne zu bruch zu gehen

Eine andere Art der Klassifizierung – aber fast unbrachbar: ist die der Altväter. Hier unteschied man zuerst in „Hoch“ – oder „Tief“ – lieger. Hierbei wurde Der Abstand des Rumpfes des aufgeladenen Bootes zum Boden beschrieben – und ob der „Wagerlnde“ aufrecht schieben konnte.

Diese Aufzählung beginnt bei der niedrigsten Anforderung, die ein Bootswagen haben kann! Also etwas das nicht zu Viel kosten sollte und einen beschränkten Nutzen hat. Bei den Aufzählungen von „5 – 1“, werden bewusst keine technischen Ausstattungsmerkmale oder gar Materialien genannt. Dies bleibt dem erbauer, Ingernieur oder Statiker selbst überlassen. Je „Erstklassiger“ der Einsatz wird, desto mehr Versteifung steht gegen Verwindungs – Unempfindlichkeit. In der Technik / Statik ein offener Widerspruch.


Schaubild 5: einfache Holzrahmen aus Palettenholz mit der Farbe “die halt grad da war”. Dünnes Seil oder etwas anderes als gespannte Versteifung und Stoßdämpfer. Auflage ist gepolstert

Die bloßen, Form – und material- gebenden Ansätze legen sich auf ein Konzept fest, oder lösen den Widerspruch durch federnde Elemente auf. Ob es nun Federn im techn. Sinne oder federnde Kunststoffverbinder sind; ob es Torsions bereite Nieten oder dergl. ist, legt der Hersteller fest. Auch kann es sein, das ein verwindungsfreudiges Faltboot, gegen den allzu harten Zangengriff des soliden Bootwagens aufscheuert. Somit sind sämtliche Wägen unseres Sortimentes dadurch überzeugend, das ein Faltboot – Affiner Wagenbauer mehr Gedanken in den Wagen steckte als Farben und schickes Aussehen. Der Wagen der alles kann, gibt es indes nicht. Auch „NASA“ – Materialien taugen kaum etwas und lassen eher Fragen aufkommen.

Doch Mut zur Lücke!

Bootswägen der Klasse „5“ und „4“ kriegen wir mit etwas Geschick selber gebaut. Auch hier gilt: die ersten zwei baust du vermutlich für die Tonne, aber dann passt der theoretische Ansatz zur handwerklichen Ausführung und man ist stolz auf sein Ergebnis. Vorteil ist: keine Blendung durch Werbung und tolle Fotos. Keine Enttäuschung das der billige Aluwagen doch bald in die Grätsche ging. Die folgende Bildergalerie ist unbemaßt und soll zu eigenen Konzepten anregen.


Schaubild 6: Grobschlächtiger Einer – Bootswagen. Damals aus ungehobeltem Rauholz zusammengeschraubt. Viel Farbe machte die Oberfläche glatt. Aus alten Messinghülsen mit den Resten der abgebrochenen Holzpaddel darin wurden die abstandhalter für die Räder hergestellt. Dazu wurde aus dem Restholz der Achgsdurchmesser ausgebohrt. Es war egal ob dieser zentrisch war. Die querliegenden Träger konnten auch konisch (Trapezförmig) zurechtgedreht werden, um den spitz zulaufenden Bootsboden optimal aufzunehmen. Bei Verstauung wurden diese “T”- träger dann paralell gedreht. Das Ende dieses Wagens ist unbeklannt, Jemand hatte sich in das Teil verliebt. Mit seiner Breite von 20 cm und ca. 30cm höhe war er keine 3 Kg
schwer.

A: Bootswagen aus Schnur und Seilresten , Spanplattenmüll:

Aus Abfällen, unter Beteiligung der Kinder erstellt, konnte dieser Bootswagen in seiner niedrigen Bauweise ein Kinderkajak samt dessen Gepäck (vollständiges Gepäck!) 5 Tage auf einer Mosel – Fahrt überstehen. Er rollt heute immer noch.

Die Bohrungen übernahm der Vater, das zusammenschnüren die Kinder. Ggf. musste mit der Zange das Seil rund um die Achse nachgezogen werden.

B: zeigt die eingeschnürte Achse die das Gewicht und die barschen Stöße mit den Seilwicklungen federt. Auch das instabile Sperrholz federte mit und verhnderte einen Bruch. Als unlackiertes Holz konnte es immer nur kurz im Wasser bleiben. Später haben wir dem Wagen dann ein Lackbad spendiert. Scharnierlos und Schraubenfrei musste der Scherwinkel mit einer Art Klemmschnürung (1) erfolgen. In die freien Löcher wurden gleiche, aber andersfarbige Seile eingezogen, um das Boot zu fixieren. Für den kleinen „Brachert“ reichten zwei Schnüre und ein Zeltspanner statt eines Gurtes. Zudem: Der Palstek war noch zu schwer und es war unklar, ob ein Loch den Belastungen standhalten würde. Das Material ist 0,7cm dick. Anders als dargestellt hatten wir kleine Vollgummi – Kinderräder auf der 12mm – Achse, später dann kam die 23mm Achse und Luftreifen beim 2ten Versuch hinzu. Der für ein kurzes Leben bestimmte Prototyp hätte also gar keiner sein sollen und scheuerte nervenzehrend, vor sich hin, musste Kindlein übers Wehr schieben.

C: waren 2 Rohrisolatoren, die ein paar Tage nicht vom engkantigen Holz durchgepresst wurden. In der 2ten Version wurden die verklemmten L.ngsschnüre mit gradig abgeschnittenen Aluröhrchen umgeben. Nun war bei Modell zwei auch oben an der Scheerung eine neue, hohe Stabilität erreicht. Nachteil: der Wagen konnte nur noch zusammengelegt werden, wenn man die Längsschnüre ausfädelte… Dieser rekordverdächtige Tieflieger engster Ausführung brachte Brutto 1,7 kg auf die Wage. Das große Gewicht daran waren die kleinen aber schweren Vollgumi – Rädchen.

Hier etwas zu klein beschriftet: der „Xylophon – Bootswagen“. Erstmals für unsere Nautiraid – Einer konzipiert. Sinn dieser aufwändigen Arbeit aus kleinen Resthölzern und Beschlag – Abfällen; schiefen Achs – Bohrungen und einer Teil – Einklappbarkeit war sein Mehr – Nutzen im umgedrehten Modus. Egal ob flache oder steiler abfallende Oberdecke, er musste auch für scharfkantige Werkzeuge

(Anker, Axt, Taurolle, Fender) eine Art Tablett sein und ein Toplichthalter. Der teifliergende „Nasenkneifer“ musste weit genug vorne sitzen und vertrug auch wie der „Schnürwagen keine großen Unebenheiten. Die in orange abgebildeten Riemen waren extra genäht da sie sehr viel Zuf aushalten mussten. So umgab die Achse ein Zurrgurt aus PVC in mehreren Lagen. Denn die Achse, bzw. Räder mussten unbedingt dort bleben wo sei hingehörten. Die hinteren Gurte waren kurz und über die Ecken der Trägerhölzer angeschraubt. Er war komplett zerlegbar und wurde oft modifiziert. Die sehr dünnen federartigen Lättchen (nicht „Latten“) liesen die Rumpf – oder Oberdeckform bedingt durchdrücken. Dem musste die Achsbohrung auch folgen! Also nicht nur schräg wegen der Trapezform der Auflage sondern auch mit Eiform nach oben um das anwinkeln der Träger bei durchdrücken zu ermöglichen. Eine gewisse Anpassung war damit möglich. Es ist der Erfolg dieser Konstruktion, das sie erstaunlich Formbündig haftet. Das Boot bleibt der „dominierende Faktor“. Dieser Wagen fand trotz seiner anfänglichen Unvollkommenheit sofort Absatz und scheiterte bislang an günstigen Quellen für leichtes, zähes und preiswertes Holz mit dem die Latten gemacht werden müssten. Vielleicht wären ja PVC – Platten bestimmter Stärke eine Alternative.

Hier ein Wagen passend zu den abenteuerlichen Umtragen unserer Region:


Schaubild 7: keine Übertreibung, solche Umtragen gibt es im Oberrhein- Revier. Nur das Wasser war brackiger.

als erneute „Nasenkneifer“ . Konstuktion sollte dieses Mal auch das Gepäck durch die engen Wagontüren des D -Zuges von München nach Verona mit „einem Wurf“ gelingen. Dazu gibt es leider keines der häufigen Flußwanderbilder mehr. Ich musste es rekonstruktiv zeichnen. Nach historischem Vorbild hate ich nur die Lattenwangen lose zum Verklemmen angefertigt.

Auf der eher darstellenden Zeichnung ist der gerade Bodenrechen zu sehen in demGegengleich die einsteckbaren Latten – Wangen eingreifen. Bei dieser Passung spielte die Lackhöhe tatsächlich eine Rolle! Bei harten Hölzern wie Buche wäre eine Quellung (unlackierter Weise) vielleicht extra stabilisierend – solange man den „Rollo“ dann nicht wieder nass zerlegen muss. Die eigens dafür angepassten Schrauben mit Vorbohrung und Dichtfüllung waren enorm aufwändig. Die Anpassung der Lattenzahnung erfolgte mit Bilderrahmenspannern und Wasserwaage.

Durch die harten Zurrgurte verbogen im Einsatz die Wangen und passten auf ein Drittel der Fläche an. Das könnte mehr sein und so versetzte ich beide Klemmleisten im Boden auf Konisch und erreichte ca. 70% Anpassung an die Bugform. Dann musste er die steilen Hohlrinnen (wie zuvor im Bilde dargestellt) passieren können. Hochliegende Bootswägen hatten schon das Boot fast rückwärts umfallen lassen, als dieser eine Wurzel zu schnell passierte. Er musste also Geländegängig und robust sein. Er sollte nicht zu spät das Gestrüpp beiseite schieben können. Soweit… Doch ein weiteres, elementares Augenmerk war die Vermeidung von Fahrradkarten im D Zug nach Verona… Am besten erschien es doch, das der Wagen so unscheinbar am Gestänge -Sack „klebte“ das nach entfernen der Achse und verstecken der Räder in der Hutablage kein Schaffner der Welt auf die abwegige Idee einer Radkarten – Kontrolle hätte kommen können. Es ging mehr als einmal gut. Der „Rollo“ ist hier mit mittiger und am Rande durchgeführten Achse zu sehen. Zuletzt hatte sich in allen Fällen der Nutzung die Achse aussen durchgesetzt: mehr Neigung bis der Bug Bodenkontakt bekommt – oder der alles Gepäck als Achse tragende Stangensack. Mit der Mittelachse spielten die Kinder nur römisches Wagenrennen…

Die Führung der Gurte wurde hier mehrfach verändert oder je nach Boot oder Transportgut anders durch die Latten gefädelt. Umgedreht ergibt der „Rollo“ einen Tisch, einen Sitzboden im Kajak (ggf. mit Schenkelwangen). Er ersetzte abgebrochene Lehnen und konnte auf dem Oberverdeck ohne Achse verzurrt als eine Art Textilienkorb, Brotzeitkorb, frisch gekauften Bananenstauden, u.v.v.m der Wandergemeinschaft dienen.

Die 2te Generation unserer „Haus – Bootswägen:

Fazit: die hier dargestellten Wägen haben sich alle bewährt, aber sind in ihrer Verwendung arg spezifiziert. Keiner kann – z.B. – Schlaglöcher, oder umher liegende Steine ignorieren. Keiner hält ewig viele Schläge aus oder kann Torsionskräfte lange abhaben.

Hochlieger die mit diesen einfachen Mittel hergestellt werden, wären statisch eine andere „Dimension“. Das ist eine Sache der Hersteller. Wer allerdings einen minimalistischen sehr leichten Bootswagen will, der kommt hier auf seine Kosten. Man darf nicht erwarten dass ein Hersteller von Bootswägen, zugunsten des Gewichtes Auf Stabilität verzichten würde! Das wäre fatal. Paddler mit Werkbank und Verwertungs – Gesinnung, können – wie hier abgebildet Bootswägen der „Klassen 5 und4 herstellen und benötigen dafür nicht zwingend ein fertiges Produkt. Ab Klasse „3“ hingegen, sind Materialien und Verbindungstechnik höherer Qualität ein Muss. Es lohnt nicht nach einem billigen und sehr leichten Bootswagen Ausschau zu halten der zudem „alles kann“– ich meine, den gibt es einfach nicht.

Stand 04 2023