Faltboote als Dachlast, Anreisen in derFahrgemeinschaft

Eine Ausarbeitung zu „ mein erstes Flußwanderbuch“

Lesen von Karten, Studium von Luftbildern, Überprüfen von Adressangaben.

Nicht immer ist das Navi zuverlässig, da viele Startpunkte in unserer Region außerhalb des „ausgebauten Verkehrsnetzes“ liegen. Es fehlen in verschiedenen Navigationssystemen ganze Feldwege, oder Wegenamen, da dort keine Hausnummer existiert. Auch Flurstücknamen wurden immer wieder verändert, so das Bootshässer die Nummer wechselten, aber nicht ihren Standort. Flurstücknamen werden oft mit Straßennamen verwechselt. Die Straße die daran vorbeizieht heisst anders. Die Straße endet in unbefahrbarem Gebiet. Deshalb auch bei unseren Anfahrtsbeschreibungen die Skizze auf Seite 1 zur Verbildlichung. Norden ist immer oben!

Nicht jedem Menschen ist es gegeben, die auf einer digitalen Landkarte gefundene Lokation dann mit dem PKW zu „erfahren“. So können Beifahrer assistieren, ggf. Einheimische in Zielortnähe fragen helfen.

Vorgedanken und Ausführung von Sammelbussen

Fahrzeugführende die sich für eine Mitnahme von Flußwanderern entschieden haben, rechnen für die zu vereinbarende Startzeit eine mögliche Verzögerung ein. Gerade dann, wenn man es mit „neuen“ Mitfahrern zu tun hat. Trotzdem gibt es eine absolute Abfahrzeit.

Sollen mehrere Teilnehmer an in verschiedenen Orten abgeholt werden, überlegen die Betroffenen im Vorfeld, an welcher leicht erreichbaren Stelle sie aufgenommen werden können.

Dazu eignen sich leicht anzufahrende Lokalitäten wie Haltestellen, Autobahnausfahrten, Tankstellen, Bahnhöfe und Autobahnrastplätze, (die zu Fuß – auch mit Boot und Bootswagen) erreichbar sind. Somit wird viel Zeit gespart, die nachher auf der Zielgeraden fehlen könnte.

Nach mir bekannter Praxis werden Teilnehmer mit eigenem Boot abgeholt, oder der Falter, hat sein Boot zerlegt auf dem Bootswagen herbei „gewagerlt“. So kann ein 9-sitziger Bus gerne seine drei Feststoffboote auf dem Dach mitnehmen; die Faltboote nehmen hochkant hinter der letzten Bank platz. Die restlichen Säcke nimmt die Reisegruppe zwischen die Beine. Derartige „Beladungsriten“ dauern und die Reisegruppe wird darauf eingestimmt, dass sie es sich erst dann „bequem“ machen soll, wenn der letzte Falter sich im Bus „entfaltet“ hat. Die zuerst Abzuholenden müssten ganz zuverlässig sein, damit nicht schon beim Start der Sammel – Fahrgastaufnahme zeitlich und räumlich alles schief geht. Die Boote sollten am Vorabend zurecht gestellt worden sein (oder Markiert), nicht das der späte Rückkehrer am Vorabend sein Boot nebst Gerödel genau vor den einzuladenden Booten Verteilt (z.B. zum Trocken dort drüberhängt – „ich räume doch morgen Mittag auf – versprochen!“)

Los gehts:

Fiktion: Startet der Bus vor dem Bootshaus im Morgengrauen, sollte also alles da sein: Gurte, Leitern (u.a. Hilfsmittel) und die Helfer. Auch bei der Aufnahme von Booten im Sammelmodus des Busses, (nachdem der Bus den Startpunkt verlassen hat, um weitere Teilnehmer einzuladen) haben Fahrende ihre feste Assistenz: Anhalten, Gurte und (ggf.) Leiter schnappen, wissend wo das Boot genau hingehört, aufladen, Fahrgast sagen: „Da das Gepäck, da sitzt du – und los gehts“!

Aufladen, festzurren, weiterfahren… Das sorgt dafür, das nicht bei jedem Halt das „Rad komplett neu erfunden“ werden muss und man jedes mal erklären muss, „warum, was, wie, wozu“. Diese Abläufe werden im Einladungsschreiben (des Vereines, oder der Textnachricht des Fahrers) erklärt und es ist klar, das jeder mit anpacken wird, der dazu aufgefordert wird! Es wird darauf hingewiesen, das die Flusswanderer vollständig in Eigenverantwortung zu erscheinen haben.

Abbildung 1: Dachlasten ruckeln frei! Deshalb nach 10 Minuten einmal nachziehen oder spätestens nach 50 km.

Körperliche Vorbereitung auf die längere Bus – / PKW-Fahrt

  • Dauert die Anfahrt mehr als 1,5 Stunden, wird noch eine 10 Minütige Pause eingerechnet. Je nach Zeitaufwand steigt die Pausenzeit und die Pufferzeit für Verzögerungen.
  • Die Anreise erfolgt ggf. über Autobahnen mit Baustellen, und über Feldwege auf denen das Auto ruckelt. Mitfahrende achten darauf, dass diese keine Speisen einnehmen, die ihnen Übelkeit verursachen oder arg treiben. Grundsätzlich verzichtet man auf die Einnahme von Speisen und Getränken in fremden Fahrzeugen. Auch wenn es „lieb“ und gemeinschaftsfördernd gemeint ist; bieten wir keine unserer mitgebrachten Speisen einem „fremden Magen“ an, noch verkleckern wir die Polster des uns fremden Fahrzeuges durch allerhand Ungeschicklichkeit. („nicht auszudenken wenn es dein Auto wäre!“)Zigarettenraucher nutzen die Raucherpause nur, wenn ihre Atemluft bei der Weiterfahrt nicht den Brechreiz bei einem anderen auslöst (fragen ob jemand in einem „Raucherauto“ mitfahren kann). Zu den erbrechen erzeugenden Atemlüften gehört auch Knoblauch, oder schlecht geputzte Zähne, bzw. Zungen mit erheblichem, bakteriellen Belag. (Mit der Zunge den Handrücken ablecken und 15 Minuten lüften lassen, dann am eigenen Handrücken riechen. Ist ein Geruch wahrzunehmen – oder gar ein ganz übler, verwendet man nach meiner unverbindlichen Empfehlung einen Zungenschaber, oder eine Zahncreme mit Aktivkohle, oder „zieht Öl“, gurgelt Reinpetroleum, etc. – also alles warum unsere Großmütter – und Väter kaum Karies bekommen hatten) Für ein Erbrechen ist im Auto Vorsorge getroffen und eine helfende Hand sollte assistieren, die großräumige, garantiert dichte Tüte aufzuhalten. Ein Vorfall: Wird bei dem Erbrechen gekrampft, zuckt der Erbrechende zusammen und mit ihm die Tüte aufhaltenden Hände! D.h. die Tüte bleibt zu und leer und der Sitz (bzw. Boden des Fahrzeuges) wird immer voller gekotzt! Man kann sich bei Eltern von „Springbrunnenkindern“ (Sofort – und Dauerkotzern) Tipps holen, wie man die Gerüche vor Weiterfahrt neutralisiert, bzw. was man an Bord mitführt. Es ist legitim, das der Halter eines Fahrzeuges nur Menschen ohne Neigung zum Übergeben mitnehmen will.
  • Wer schnell mal Unterzucker bekommt, isst eben vor Fahrtantritt oder – vertragen keine Autoluft oder das geruckel verkraterter Feldwege, warten diese bis zum Zielort. Wer das Risiko treibender Getränke kennt, verzichtet eben auf diese. Deshalb hat es sich in den letzten 15 Jahren als gut erwiesen, das man vor Einwassern, noch „Kaffee und Keks“ (Titel des Arrangements im übertragenen Sinn) anbietet. Auch bei Schulklassen randständiger Prägung, ist eine Zigarette zum Frühstück oder ein Milchschnittchen kein Frühstück, das auf eine permanente körperliche Anspannung vorbereiten kann. Sollte die Anfahrt tadellos und schnell geschehen sein, seid ihr zu früh da. Das war auch das Ziel: Genießt die Zeit in der Natur! Denn auch unsere Startplätze sind sehenswert. Geht die Anreise über Nacht, ist eine Morgenwäsche anzuvisieren. Dazu hat man einen Wassertank, einen Kocher für Zigarettenanzünder – Strom bereit. Man kann sich auf einen entlegenen Halteplatz waschen, oder in Schichten, oder getrennt durch eine Zeltbahn, die in den Bäumen zu hängen wäre (auch Rückspiegel, u.v.v.m geht). Nicht immer sind Rasthöfe die erste Wahl für das Morgenritual. Den Mitfahrenden ist klar, das Fahrzeughalter Mehraufwand haben. Also erweist man sich als guter Mitfahrer und erkennt diesen Aufwand an. Man vermeidet Sonderwünsche und versucht nicht übermäßig aufzufallen. Man kann z.B. die Unkosten mittragen, oder nach der Tour zum Essen Einladen, den Fahrer grundsätzlich freihalten … die Gruppe wird da schon etwas finden.

Faltboote die als Dachlast mitfahren sollen:

Bei Halbtagestouren, kann der Auf- und Abbau hinderlich sein, also lässt man ggf. das Boot aufgebaut – und nicht weil man den Aufbau nicht kann… Da ein Gerüst transportiert wird, gibt es hier andere Regeln der Verzurrung:

Bei den Faltbooten kommt die Druckverteilung auf den Querholmen hinzu: die Spanten (Querkonstruktionsträger des Bootsgerüstes) MÜSSEN direkt oder fast auf einem Querholm des Dachträgers aufliegen. Zur verrutsch sicheren Fixierung werden keine LKW-Ratschengurte verwendet, sondern schwächere, für „Kanus“ geeignete. Es könnte sonst zu einem zerbrechen der ungestützen Bauteile im Bootsgerüst kommen.

Abbildung 2: Darstellung ohne Haut: Spanten liegen immer auf Querträgern auf. Die Gurte ebenfalls! An den durchkreuzten Punkten, können die Streben nachgeben oder gar brechen! Bei längerer Fahrt könnte sich somit das Boot aus der Umgurtung frei schaffen! Das wäre in jedem Fall zu verhindern.

Jedoch: Unter dem Aspekt des nachhaltigen Faltbootes und den Vorteilen, die Faltbooteigner einem Verein kosten technisch bringen, ist natürlich der Transport eines aufgebauten Faltbootes sozusagen Kontraproduktiv. Kann durch Faltbootfahrer im Verein oft oder ganz auf Trailer verzichtet werden, öffentliche Verkehrsmittel für die Anreise kreativ eingesetzt werden, verkommt der Faltbootsport bei dauerhaftem Autoeinsatz zu einem „Autosport“ wie es bei den Feststoffbooten ja seit Jahrzehnten bekannt ist (Heinz sagt: „Kanusport ist Autosport“).

Ein Wort zur Verzurrung

wenn wir schon dabei sind, dann mal eine Betrachtung im Detail: Teilnehmer die mit dem eigenen Boot mitfahren und dies per eigenem Auto mitbringen werden, achten bei dem verwendeten Fahrzeug auf dafür zugelassene Dachträger, Gurte und der damit verbundenen Höchstlast und Höchstgeschwindigkeit. Deshalb:

Wer erstmalig ein Kajak / Kanadier auf sein Auto lädt, braucht Unterstützung und einen erfahrenen „Nachfahrer“ der dann per mobilem Funk sagen kann; das ein Boot zu sehr bei Seitenwind wackelt, etc. und mit dem neuen „Erstfahrer“ mal Anhält, nach zurrt, etc. D.h. sind in einer Reisegruppe „neue“ beim Dachlast-Transportieren, dann muss die Fahrgruppe auch etwas mehr auf jene achten. Bitte versucht einen unbedarften Fahrer nicht zu einem Dachtransport zu überreden, wenn er /sie dies noch nie gemacht hat und über keine geeigneten Mittel verfügt! Dies ist mittlerweile auch eine versicherungstechnische Sache geworden. Die Verzurrung kann so aussehen:


Abbildung 3: Alles über 10 Grad Abspannwinkel beginnt zu rutschen. Gerade bei nachgiebigen Faltbooten. Der orange Gurt zeigt wie es falsch ist.


Die holmnahe Verzurrung der Gurte, die direkt über die Spanten des Bootes geht, wird sehr nahe am Bootskörper vorbei geführt, wie auf folgendem Bilde zu sehen ist. Ab einem Meter Überstand ist die „rote Fahne“ anzuwenden. Diese kann mit dem Steuerblattstift am Heck eines Faltbootes angebracht werden. Um „Brummer“ oder „Dröhnen“, oder ein vibrierendes Autodach während der Fahrt zu vermeiden, werden die Gurte an den nicht aufliegenden Stellen einmal verdreht! Sonst stimmen sie eine nervige Melodie an, weil sie durch Fahrtwind – wie die Saite einer Gitarre beispielsweise – zum Tönen gebracht werden. Dieser Brummton kann Kopfschmerzen auslösen, auch wenn das Autoradio diesen Ton zuerst unbemerkt machen kann. Grundsätzlich wird vor Fahrtantritt einmal kräftig am Bug oder Heck des Bootes gerüttelt um zu testen, ob alles hält. Lose Enden werden verknotet oder in die Türe gesteckt. Es darf kein freies umherflattern der freien Enden auf der Autobahn stattfinden. Schlimm kann es enden, wenn ein Gurtende unter einen rollenden Reifen kommt. Bei tiefergehenden Fragen zu Kanu-Dachlasten stehen auch noch die Automobilclubs als Informationsquelle zur Verfügung.

Kreative Anreiseoption mit ÖNV

Wer nur eine bedingte Anzahl Kraftwagen hat, aber bereitwillig Anreisende mit Zug, Bus, Fahrrad, der wählt die Option des Anreiselagers. Diese Durchführungsart entstand zwangsweise, weil die Gruppe Bundeslandübergreifend zusammengesetzt war, der Beginn des Wochenendens von Donnerstag Nacht auf Samstag Mittag verteilt waren. Also mussten Mitfahrende auch unterwegs während der Tour aufgenommen werden, bzw. die Boote dann umbesetzt werden (Was für ein Ding, wenn der Zug dann nicht am „Uferbahnhof“ erschien) Dieses Lager wird von den Fahrern der Boote und der Zelte errichtet. Auch schwere Gepäckstücke werden verladen und dort deponiert. Ab Eintreffen der ersten KFZ, – und/oder Teilnehmer werden Boote entladen, Zelte errichtet, Brotzeit für die später ankommenden vorbereitet. Auf Zuruf werden die Ankommenden dann vom fernliegenden Bahnhof / Haltestelle abgeholt. Da sich die Verkehrsrandzonen – Bahnen ( z.B. der Altrhein ist in querungsfreien Gebieten eine solche Zone) stets verspäten, oder Busse (v.a „Verbindungsbusse“) ganz ausfallen, kürzer Fahren, liegen bleiben, ergibt es einen Sinn auf einen Einsammelradius von 30 Km vorbereitet zu sein.

Und mit einer Verspätung Einzelner von 4 Stunden zu rechen. Nein – das ist nicht übertrieben – es ist alles schon mal so gewesen… Mit nur einem Fahrzeug und einem unspezifiziertem Anhänger kann somit eine Wandergruppe vollkommen versorgt und transportiert werden – solange es an einem Fluß mit einer Bahnlinie entlang geht (z.B. Lahn). Auf dem Bild wird ein kleiner Hänger und ein Kleinwagen vorgestellt, so wie er in studentischen Kreisen üblich ist.

Der Hänger ist mit Faltbooten beladen. Bei unserem gehen 9 Faltboote rein – oder eher „drauf“ – mit dem Auto schaffen wir 16 Boote nebst Paddel, Westen, und wenigen Bootswägen(!) Je weniger Raum für Gepäck frei ist, desto mehr müssen die Anreisenden ihre Lasten selber tragen. Bei den lange andauernden und ungewissen Anreisen mit der DB, ist es ein Vorteil, Teile der eigenen Ration dabei zu haben. Für das gemeinsame Kochen, muss jedoch wegen dem begrenzten Gemeinschafts- Stauraum, wenige Kocher gewählt werden, die ordentlich Leistung mit wenig Gewicht und Stauraum sicherstellen. Eine Ergänzung mit „Hoboöfen“ wäre fast ratsam…

Ist dieses Konzept mit Begeisterung und Leidensbereitschaft durchführbar, könnte auch ein Nichtpaddler, z.B. ein Angler, ein Hobbykoch, Freund / Freundin u.v.m einen reinen Fahrdienst anbieten und das Begleitauto machen, das es vor ablegen noch mal gemeinschaftlich zu beladen gäbe.

derflusswanderer, Stand 08-21